Vor einiger Zeit schon ist Elli gegangen. Die kleine Dame zog Ende 2019 in die Gelsenkirchener Pflegestelle, schlecht befiedert und untenrum völlig nackt. Aber lebhaft, fröhlich, voller Entdeckerdrang.
Und Elli hatte offenbar einen Plan – zuerst hat sie sich wieder eine Hose besorgt, eine blaue, was bei ihrem grünen Brustgefieder überraschend war.
Dann begann sie, einige Hopser zu machen, erst gewagte Sprünge, dann mit Einsatz der noch spärlich befiederten Flügelchen. Aber so kam sie hin, wo sie hinwollte.
Das fand natürlich alles im Zeitlupentempo statt, man musste immer wieder anhand älterer Bilder vergleichen, welche Entwicklung sie nahm.
Eines Tages aber lag sie hinter der Fußgängervoliere, in einem Bereich, den nur Flieger erreichen können. Es wirkte, als hätte ein anderer Flieger ihren leblosen Körper vom Volierendach geschubst.
Ein Schlaganfall, oder wahrscheinlicher, ein organischer Schock, bedingt durch ihre Erkrankung an PBFD. Ihre Organe hatten in den letzten Monaten noch mal richtig Gas gegeben und Federn gebildet, nun konnten sie nicht mehr.
Liebe kleine Elli, ich hatte mich so gefreut, als ich plötzlich die hübschen blauen Hosen an Dir wahrnahm. Natürlich war ich zuvor beim dem Wachstumsprozess der Federn dabei, Deine tägliche Veränderung war so selbstverständlich für mich, bis ich dann doch die deutlichen Unterschiede bemerkte.
Mit den Flügelchen und Deinem Geflatter war es dann ebenso.
Nur ein schmucker Hahn wollte sich für Dich nicht finden lassen. Vielleicht warst Du zu sehr damit beschäftigt, Deine Krankheit zu bewältigen, vielleicht warst Du auch einfach so rundum zufrieden. Denn das strahltest Du all die Monate aus – einfach eine glückliche kleine Wellidame zu sein.
Ich hoffe so sehr, dass Zweiteres zutrifft und Du nicht in Dich hinein gelitten hast. Du wirst mir im Herzen bleiben, als die Elli mit den blauen Hosen.
Mach es gut da oben, liebe Elli!