…und am Ende war es doch vergebens.
Schon am Dienstag mussten wir Frau Axel in Gelsenkirchen nach langen, schweren Leiden gehen lassen.
Sie ist erst im letzten Spätsommer etwa siebenjährig in die Pflegestelle gezogen. Da war sie flugunfähig, weil ein riesiges Lipom am Bauch sie herunterzog. Sie kam zu den Fußgängern und konnte dort nach kurzer Zeit Flip für sich begeistern.
Als ihr Lipom weiterwuchs, mussten wir aktiv werden; der Tierarzt konnte ihr die 8 Gramm schwere Masse entfernen. In der Genesungszeit kollabierte sie, weil ihre Leber mit der plötzlichen Entlastung nicht klar kam. Doch sie schaffte auch diese Phase, immer begleitet von ihrem Flip. Als Frau Axel zu einem Kontrolltermin in die Klinik sollte, wie immer in Flips Gesellschaft, entwischte er noch im Vogelzimmer und zeigte, dass er nach über einem Jahr bei den Fußgängern mittlerweise fliegen konnte! So stand dem gemeinsamen Auszug von Frau Axel und ihm in den Fliegerbereich nichts entgegen.
Wenige Monate später und noch im alten Jahr entwickelte Frau Axel eine unheimliche Anziehungskraft auf alle Hähne im Schwarm, die begannen, sich um sie zu prügeln. Trotz hormoneller Behandlung wurde es nicht besser, es wurden Eiter- und Wasseransammlungen im Bauchraum vermutet, und schließlich musste sie noch notoperiert werden, weil sich ein kaputtes Ei im Legedarm fand.
Die Operation hat Frau Axel mit Ach und Krach überstanden, weil ihr Kreislauf mittendrin begann zu schwächeln. Statt den kompletten Legedarm zu entfernen, wie vorgesehen, konnten nur die Reste des Eis aus ihr herausgeholt werden, danach musste sie gleich wieder zugemacht werden.Die Flüssigkeitsansammlungen in ihrem Inneren waren aber nicht vergessen.
In den Folgewochen ging es ihr augenscheinlich besser. Allerdings wuchs ihr auch eine Beule an der Kloake, und sie begann ohne Ei in der Wühlkiste zu brüten, immer gut beschützt von Flip. Wir entschieden, Frau Axel nun zu jeder anstehenden Tierarztfahrt zur Kontrolle mitzunehmen, so auch am letzten Dienstag.
Ihr ging es sowieso nicht gut, sie wippte stark mit dem Schwanz und wirkte sehr unruhig; die Beule war weiter angewachsen.Im Röntgenbild entpuppte sie sich als Bauchdeckenbruch, und sowohl im vorgeqollenen Teil des Bauchraums als auch im Körperinneren zeigten sich mindestens vier alte Eibeschalungen.
Sie stimulierten permanent ihren Legedarm, und vermutlich reizten sie auch oder taten weh. Frau Axel war in einem schlechten Zustand, vor lauter Stress übergab sie sich während der Behandlung auch kräftig.In diesem Zustand und bei diesem Störungsbild war eine weitere OP ausgeschlossen, so konnten wir sie nur erlösen.
Liebe Frau Axel, Du hast in den letzten Monaten so gekämpft, und wir mit allen Kräften vereint mit Dir. Hätten wir damals gewusst, was auf Dich zukommen würde, vielleicht hätten wir auf die erste OP verzichtet. Dann aber hättest Du schon viel früher gehen müssen und nicht erfahren können, wie schön es sich zusammen mit Flip fliegt, wie gut es tut, überallhin begleitet und beschützt zu werden; sich noch einmal neu zu verlieben.
Du warst schwerkrank, aber Du konntest in Liebe gehen. Vielleicht hat sich alles nur dafür gelohnt. Sei nun frei und unbeschwert!