Leider haben wir im alten Jahr noch einen Abschied in Gelsenkirchen. Am zweiten Weihnachtstag ist Niki nicht unerwartet verstorben. Niki ist 2016 geschlüpft und noch vor der Jungmauser Anfang 2017 aus seiner neuen Familie in die Pflegestelle gezogen, da er im Gegensatz zu seinem vermutlichen Bruder immer wieder seine großen Federn verlor. Einen Fußgänger konnten oder wollten seine Halter nicht beherbergen.In der Gelsenkirchener Fußgängervoliere wurde Niki wieder sicherer, er übte fleißig das Fliegen, mit der ersten großen Mauser blieben auch die langen Federn bei ihm und er offenbarte sein Geschlecht. Als er aus der Voliere raus zu den Fliegern durfte, fand Dagmar ihn sehr interessant, und so wurden sie für lange Zeit ein tolles Paar. Im Winter zwei jahre später ist Dagmar in die Fußgängervoliere eingebrochen und begann, dort ihre Eier zu legen und zu bebrüten. Niki durfte natürlich für die paar Wochen zu ihr in die Voliere, und er war mächtig stolz, aber auch aufgeregt und extrem nervös. So fing er an, sich immer wieder Federn auszureißen. Der Tierarzt stellte einen zusätzlichen Hautpilz fest, der behandelt werden konnte. Die Rupferei ließ aber nicht nach, auch nicht, als Dagmar ihr Plastik-Gelege aufgegeben hatte und beide längst schon wieder bei den Fliegern waren. Dagmar half ihm sogar dabei, indem sie ihm im Laufe der Zeit den Kopf kahl rupfte, weil er immer wieder das Köpfchenkraulen einforderte. So lebte Niki lange Monate schließlich wieder als Fußgänger, der gut klettern und und gewagte Sprünge hüpfen konnte, in der Fliegerabteilung.Auf Dauer war das Unfallrisiko für ihn viel zu hoch, und mit dem Umzug der Pflegestelle in die neuen Räume sind beide wieder zu den Fußgängern gezogen, wo Dagmar auch fliegen konnte. Das ging lange ganz gut, doch Dagmar hörte irgendwann auf, sich für Niki zu interessieren. Sie hing stundenlang am Gitter zu den Fliegern und wollte dorthin, Niki hing stundenlang am Gitter der Voliere, um zu Dagmar zu kommen oder auf sie zu warten. Vergeblich. In all der Zeit kümmerte er sich kaum noch um sich und seine Freunde bei den Fußgängern. Er versuchte immer zu fliegen und stürzte ständig ab, ohne Gefieder führte das sogar zu einer offenen Bauchverletzung, die er sich mit jedem Absturz neu aufschürfte.Vor einigen Monaten machten wir schließlich einen Schnitt und ließen Dagmar allein zu den Fliegern umziehen, in der Hoffnung, dass Niki dann ruhiger würde und wieder mehr Zeit für seine Gruppe finden würde.Dagmar fand rasch einen neuen Partner. Niki hörte auf zu klettern und zu springen und richtete sich auf dem Volierenboden gut ein. Aber er pflegte sich weiterhin nicht mehr, seine Bürzeldrüse musste ständig entleert werden, und irgendwie schaffte er es vor einigen Wochen noch, sich den Oberschenkel zu brechen. Das hat er alles überstanden. Er war so tapfer, und doch wirkte er wie ein armes, kleines kahles Würmchen. Weihnachten wurde er immer wackliger auf den Füßen, er versteckte sich in den Ecken, und da fiel die Entscheidung ihn gehen zu lassen. Soweit ließ er es aber nicht kommen, und so ging er am zweiten Weihnachtstag selbst, in der Sicherheit und Geborgenheit seines Schwarms.Lieber kleiner Niki, Du hast so viel durchlebt und mitmachen müssen, und Du hast Dich dabei so sehr durchgekämpft und zwischendurch so unheimlich viel Lebensfreude gehabt und Dir selbst geholt. Vielleicht wären auch die letzten Monate freudiger gewesen, doch das Virus in Dir hat offenbar ganze Arbeit geleistet, gegen Dich und Deine Kämpfe.Ich hatte Dich gut im Blick, fast schon wöchentlich waren wir zuletzt beim Tierarzt, immer verbunden mit der Hoffnung, es würde wieder besser werden. Aber der Gegner in Dir war zu mächtig.Mit Dir gehen nun ganz viele Sorgen, dafür aber macht sich Trauer breit, denn natürlich warst Du ganz fest in meinem Herzen drin. Dort bleibst Du auch.Mach´ es gut, klener tapferer Kämpfer, hole jetzt alles an der Lebensfreude nach, die Du in der letzten Zeit nicht mehr ergattern konntest!