In Gelsenkirchen gibt es noch einen Abschied, denn am Freitag mussten wir Bella gehen lassen.
Sie zog 2016 zu den Fußgängern, nachdem ihr kompletter Schwarm aus Wellies und Nymphies in dem Jahr verstorben war. Natürlich wurde sie daraufhin sehr intensiv untersucht, aber es konnte nichts gefunden werden, was auf einen ansteckenden Infekt hindeutete. Der Grund für ihre Flugunfähigkeit konnte allerdings auch nicht entdeckt werden.
Alleine war sie sehr ängstlich. In der Zeit bis zu ihrem Einzug hat sie massiv an Gewicht verloren und kam mit gerade einmal 32g in der Pflegestelle an.Hier zeigte sie sich fortan immer sehr ruhig und unauffällig, aber dass ihr das Schwarmleben guttat, verriet die Waage; still und heimlich hat sie sich selbst auf über 50g hochgepäppelt, und sie genoss es ganz offensichtlich, einfach nur moppelig dazusitzen.
Verehrer hatte sie reichlich, aber zu einer festen Bindung ist es in den drei Jahren nie gekommen. So konnte auch nie ein Hahn als „Schuldiger“ ausgemacht werden, der sie rund gefüttert hatte. Das hat sie ganz allein geschafft.
Letzte Woche ging dann nach vielen vertrauten Jahren alles ziemlich schnell – sie wechselte erst ihren gewohnten Schlafplatz, dann wurde sie um den Kopf herum plusterig, und am Donnerstagabend zeigte sie deutliches und schnelles Wippen mit dem Schwanz.
In der Untersuchung Freitagfrüh wurde erneut ein Gewichtsverlust festgestellt, Bella war wieder runter auf 37g.
Im Ultraschall wurde dann eine sehr stark vergrößerte Leber sichtbar, die den Magen nach unten verschob und oben das Herz eindrückte. Eine Lebertherapie wäre möglich gewesen, hätte aber viel zu lange gedauert, um sie schnell von ihrer Atemnot zu entlasten. Das wollten wir ihr auf gar keinen Fall antun, so ließen wir sie gehen.
Liebe kleine Bella, Dein gewohnter Schlafplatz ist nun leer und wird es wohl auch noch bleiben. Denn Du warst die Einzige, die den Weg dorthin nahm, kopfüber am Gitterdach entlang kletternd, jeden Abend, bis Du zwischen den anderen Damen warst, wo zur Nacht kein Hahn von Euch geduldet wurde.
Was Du Tag für Tag so angestellt hast, vermag ich gar nicht für all die Zeit zu sagen, so unauffällig warst Du immer dabei. das aber war vermutlich genau das, was Du wolltest – einfach die Ruhe und Sicherheit im Schwarm, und das konnten wir Dir geben.
Mach es gut da oben, ohne Leid und mit immer reichlich Körnchen, und vielleicht auch endlich mit dem Traumprinzen, der es schafft, Dein Herz zu erobern.