Ein dunkler Tag in Hannover
Eigentlich sollte heute stolz verkündet werden, dass in Hannover nun ein ganz zauberhaftes Wesen wohnt. Kallua, ein noch ganz junger Hahn mit Polyoma-Viren-Infektion zog zusammen mit Freundin Kiba, die bald vorgestellt wird, ein.
Alles schien perfekt. Am Geburtstag der
Pflegestellenbetreuerin zogen die beiden spontan und unkompliziert ein,
wurden am darauffolgenden Tag dem Tierarzt vorgestellt und ein paar Tage
später sorgsam im Wellensittichzimmer eingewöhnt.
Beide fanden recht schnell Anschluss an den Schwarm und entwickelten sich zu fröhlichen und abenteuerlustigen Welli-Kindern.
Gerade in den letzten Tagen wurde Kallua immer neugieriger und ließ sich endlich auch fotografieren, was vorher unmöglich war.
Eigentlich ist das kein Problem, da jeder Vogel stets die Zeit bekommt,
die er braucht, um sich wohl und sicher zu fühlen. In diesem Fall hat
es aber dazu geführt, dass Kalluas Vorstellung leider auch seine
Verabschiedung ist.
Seine kindliche Neugier hat dazu geführt,
dass er die einzige Schwachstelle gefunden hat, die die Felo trotz ihrer
Gewissenheit übersehen hat.
Ein fünf Centimeter langes Stück
dünnes Seil, an dem bis vor Kurzem noch ein Spielzeug hing. Gerade so
viel Faden, dass ein freches Welliköpfchen durchpasst.
Daraufhin
muss Kallua panisch geworden sein, was zu einem Genickbruch geführt hat,
da es an dieser Stelle durchaus möglich gewesen wären, mit Schnabel
oder sogar den Beinen im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf wieder aus
der Schlinge zu ziehen.
Als die Pflegestellenbetreuerin dieses Unglück bemerkte, konnte sie nur fassungslos den bereits kalten Leichnam ansehen. Gott sei Dank war ihr Mann da, der den kleinen blauen Freund behutsam aus seiner Todesfalle befreite.
In Hannover bleiben riesige Selbstvorwürfe und Selbstzweifel im Raum stehen, da all die Gewissenhaftigkeit und das Eliminieren möglicher Gefahrenquellen nicht ausgereicht haben, um diesen Unfall zu verhindern.
Der Schock ist noch zu groß als das die gewaltige Trauer um ein junges Leben, das gerade erst richtig an Fahrt aufgenommen hatte, richtig Raum finden könnte.
Dennoch bleibt Kallua ein Vogel, der für immer im Herzen seiner Felo sein wird, wenn auch mit einer gehörigen Portion Schmerz über den zu spät entdeckten Fehler.