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Ein totaler Pechvogel

In Gelsenkirchen ist vor knapp zwei Wochen ein junger Hahn von neun Monaten eingezogen. Er sei flugunfähig und hätte vor einem Vierteljahr schon seine ebenso junge Partnerin verloren.
Eigentlich sollte Tom, so heißt er, schon zwei Wochen vorher einziehen. Ein akuter Infekt, den er fast nicht überlebte, machten die Umzugspläne erst mal hinfällig.

Dann kam doch der große Umzugstag, doch Tom zeigte nun zwischen all den Fußgängern ein ganz merkwürdiges Verhalten – er rührte sich überhaupt nicht von der Stelle, ließ sich ohne Gegenwehr umsetzen, und wenn ihm ein neugieriger anderer Welli zu nahe kam, um ihn zu begrüßen, duckte er sich und begann zu fauchen und zu drohen. Das ließen sich die Anderen natürlich nicht gefallen, besonders die gestandenen Damen neigten gleich dazu, dem Jungspund erst mal auf hennentypisch robuste Art gute Manieren beizubringen.

So ging das nicht!
Tom zog erst mal wieder in die Transportbox und torkelte dort ziemlich standunsicher herum. Der erste Verdacht fand dann am nächsten Tag beim Tierarzt Gewissheit: Tom ist blind!
Nach Rücksprache mit den Vorbesitzerin scheint es, als hätte Tom früher noch sehen können. Er sei mit seiner Partnerin umhergeflogen und alles schien gut. Der Tierarzt meinte, es könnte ein Flugunfall gewesen sein, der ihm das Augenlicht nahm und auch weitere zentralnervöse Störungen wie die wackligen Beinchen bescherte.

Partnerin gestorben, Unfall, Sehkraft weg, und alles in den ersten neun Lebensmonaten.
Tom bekam seine eigene Voliere, die ohne Kletterhindernisse und gefährliche Gegenstände eingerichtet ist. In den ersten Tagen wurde dort gar nichts verändert, auch wenn sich manche Teile als störend erwiesen. Erst sollte Tom lernen sich dort zurecht zu finden, Futter, Wasser, Schlaf- und Sitzplätze finden. Und Sicherheit!

Schnee-Urmel hat sich freundlicherweise bereit erklärt, Tom Gesellschaft zu leisten, ihm etwas Angst zu nehmen und sich auch mal zu ihm zu gesellen, wenn Tom gar nicht weiterkommt. Das macht er ganz großartig, und auch wenn Urmel mal woanders zu tun hat, ist er immer mit einem Auge bei seinem kleinen Schützling.
Tom nimmt das gut an, in den letzten Tagen sucht er immer häufiger die Nähe zu seinem unsichtbaren Freund.
Ob die Pechsträhne für Tom nun endlich vorbei ist wissen wir noch nicht. Zumindest aber ist sie deutlich unterbrochen. Sogar ganz tolle Paten hat Tom schon gefunden – jetzt kann es eigentlich nur gut weitergehen.
Komm weiter gut an, kleiner Tom! Wir wissen, dass Du für alles etwas länger brauchst, die Zeit dafür bekommst Du.

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