Viele Wellies mussten schon in den letzten Jahren, in denen es die Lüner Pflegestelle gibt, verabschiedet werden. Das sind immer sehr schwere, traurige Momente, ganz besonders weil die Pflegestellen- Betreuerin mit ganzem Herzen ihre Wellies liebt. Aber heute müssen wir uns von einem Welli verabschieden, der schon bevor alles mit der Pflegestelle begann nach Lünen kam, es ist Pups. Vor 11Jahre zog er zusammen mit Pieps, als erste Wellies in Lünen ein.
Nach Pieps und Pups folgten noch Minni und Mauseli. Zwischen Pups und Minni entwickelte sich eine innige Liebe und das Vogelzimmer wurde extra für die flugunfähige Minni umgebaut, damit sie ihrem Flieger Pups überallhin folgen konnte. Viele Jahre später zog dann Lilly nach Lünen und Pups wich fortan nicht mehr von ihrer Seite. Leider verstarb Lilly viel zu früh.
Pups war mit seiner ruhigen, liebevollen Art ein fester Bestandteil des Schwarms und wurde von allen gemocht. Das führte dazu, dass andere Hähne, wie Chili und Friedolin, sich so sehr um ihn kümmerten, dass er zwischenzeitlich sehr viel zunahm. Aber da Pups sein daraufhin auferlegtes Fitnessprogramm mit Begeisterung absolvierte, führte dies nicht zu größeren Problemen. Leider nahmen in den letzten Jahren die gesundheitlichen Probleme zu. Dreimal konnte Pups verschiedenste Erkrankungen überstehen und auch die Herzschwäche wurde lange erfolgreich behandelt. Am letzten Wochenende konnte er nur noch schlecht Atmen. Beim Tierarzt musste er zuerst mit Sauerstoff versorgt werden, bevor man ihn überhaupt untersuchen konnte. In seiner Lunge hatte sich viel Wasser angesammelt. Die Atemnot konnte zunächst etwas gelindert werden, wurde dann aber so schlimm, dass Pups erlöst werden musste.
Der Abschied von Pups ist etwas ganz besonderes und es fällt schwer die richtigen Worte dazu zu finden. Pups liebte sein Leben, seine Freunde und auch zu seinen Menschen hatte er eine ganz besondere Verbindung. Deshalb vermissen wir ihn nun ganz besonders.Lieber Pups, im Vogelzimmer bleibt nun Dein Platz leer, aber in unseren Herzen wirst Du uns immer begleiten. Es wird lange dauern, bis dieser Abschied nicht mehr so weh tut, aber irgendwann werden wir an die schöne Zeit zurückdenken und uns freuen, über alles was wir zusammen erlebt haben.
Bereits im Februar ist Opa Greta in Ibbenbüren eingezogen. Jetzt wird es Zeit, ihn endlich vorzustellen:
Opa Greta ist ca. 15 Jahre alt. Er kommt aus sehr guter Haltung aus einem Nachbarort von Ibbenbüren, dort wohnte er fast 15 Jahre mit seinem Bruder in einer Innen- und Außenvoliere zusammen. Der Senior ist dort sogar einmal ausgebüchst und hat einen Ausflug in ein benachbartes Waldgrundstück unternommen. Alle Versuche Greta einzufangen, sind gescheitert, denn er wollte den Wald kennenlernen. Erst am späten Abend konnte er wieder eingefangen werden. Beim Einzug vor 15 Jahren wurde anfangs vermutet, dass Greta eine Henne sei, daher die Namensgebung. Und da er nun mit 15 Jahren keinen Namenswechsel bekommen soll, wurde aus Greta halt Opa Greta.
Anfang des Jahres ist leider sein Bruder verstorben und die Welt für Greta zusammengebrochen. Da die Haltung aufgegeben wurde, durfte Opa Greta nach Ibbenbüren umziehen. In seiner Pflegestelle kam schnell Sorge auf, da er nicht fressen wollte und zusehends abbaute. Der Senior wurde bei der Eingangsuntersuchung stationär aufgenommen und behandelt. Greta hatte einen Megabakterienschub und wurde auch herzunterstützend behandelt. Nach ein paar Tagen durfte er dann zu seinen neuen Freunden zurückkehren. Wieder im Vogelzimmer angekommen, taute Greta mehr und mehr auf. Anfangs noch in seinem Willkommenskäfig, war er bald tagsüber und letztendlich auch nachts unter seinen neuen Freunden. Er brauchte seine Zeit, um richtig anzukommen. Nun hat er seine Lieblingsplätze und Futterstellen auserkoren und erkundet langsam den Rest des Vogelzimmers. Greta wirkt inzwischen mit seiner Welt sehr zufrieden. Man sieht und hört ihn immer mehr. Für sein Alter ist er auch noch sehr fit, flugfähig und bekommt sogar seinen Kopf zum Schlafen noch ins Gefieder gesteckt. Er beobachtet alles von den höchsten Punkten. Immer nach dem Fressen erzählt er in seiner eigenen Melodie, die deutlich aus dem Gezwitscher seiner Freunde herauszuhören ist.
Opa Greta, wir freuen uns, dass du jetzt bei uns bist! Herzlich Willkommen bei den Hürdenwellies in Ibbenbüren!
Die 12 Monate alte Pitti konnte schon als Jungvogel schlechter fliegen als die anderen. Bereits im Herbst 2021 zeichnete sich ab, dass sie in der Außenvoliere ihres ehemaligen Schwarms nicht mehr zurecht kam.
Sie durfte über den Winter ins warme Wohnhaus ihrer Halter ziehen, aber dort war sie sehr einsam.
So suchten ihren einfühlsamen Menschen ein neues Zuhause für sie als eine Reintegration in der Schwarm im Frühjahr 2022 misslang.
Anfang April durfte Pitti dann in den Fußgängerschwarm der Pflegestelle Hannover einziehen. Sie ist eine schüchterne, aber ganz liebe Henne.
Keanu zog 2017 in die Pflegestelle Hannover. Schon damals war er nicht mehr der Jüngste, doch das merkte man ihm nicht an. Er flog mit seinem Freund Kadir seine Runden, bis die Arthrose in den Schultergelenken ihn zu den Fußgängern umziehen ließ. Dort war er bis zu Ottos Tod im letzten Jahr unzertrennlich mit ihm. Wo Otto war, war auch Keanu und umgekehrt. ☺️
Leider machte ihm zuletzt zusehends das Herz zu schaffen. Die Medikamente halfen aber ganz gut und er genoss die vielen warmen Frühlingstage mit geöffneter Tür. Frische Luft und Sonnenschein ließen ihn nochmal richtig aufleben und er ließ sich gerne von Fliegerfreund Noel durchs Gitter füttern. ❤
Dank einiger zerzauster Federn sah man ihm sein Alter an und trotzdem wirkte er immer jugendlich. Ein fröhliches Gemüt, der stolz den Altersgebrechen trotzte.
Heute morgen fand ihn seine Betreuerin für immer eingeschlafen vor. Auch wenn es absehbar war, kam es nun doch sehr plötzlich und ohne die Möglichkeit, ernsthaft Abschied zu nehmen. 😢
Nichtsdestotrotz sind wir froh und dankbar für fast fünf Jahre mit dieser schönen Seele. Er war wirklich ein ganz besonderer Vogel und wird sicher dort oben von all seinen gefiederten Freunden auf Erden herzlich empfangen werden. ❤❤❤
Die etwa 11 Jahre alte Henne lebte seit 2018 in der Pflegestelle. Damals war sie schon aufgrund ihres extrem hohen Gewichtes flugunfähig. Durch Gewichtsreduktion und die Animation durch den Schwarm konnte sie sie schnell besser bewegen, blieb aber durch eine mitgebrachte Gefiedererkrankung Fußgängerin.
Im Lauf der Jahre wurde sie immer häufiger brutig. So stark, dass die sie einen Bauchdeckenbruch davon trug und mit Hormonpräparaten behandelt werden musste. Im letzten Herbst und Winter machten ihr aufgrund des hohen Gewichtes (durch hormonbedingten Wassereinlagerungen) die Gelenke zu schaffen. Die scheue Henne brauchte täglich Schmerzmittel und die spröde Haut am Bauch wurde mit Salben gepflegt. Nach dem Setzen eines Hormonchips ging es ihr nochmal richtig gut. Die Gelenke taten nicht mehr weh, weil sich Schwellungen im Legeapparat zurückbildeten. Es schien so als ob Hildegard noch eine schöne Zeit bleiben würde…
Leider musste die Pflegestellenbetreuerin vor Kurzem feststellen, dass sich Hildegard die Stelle um die Bürzeldrüse blutig biss. Zunächst war nur eine kleine Schwellung sichtbar, die mit Salben und Entzündungshemmern erstmal besser wurde. Doch schnell ließ sich als Ursache ein rasant wachsender, bösartiger Tumor identifizieren. Hildegard wurde palliativ behandelt und noch ein bisschen mehr als sonst verwöhnt. Halbreife Hirse liebte sie besonders.
Am Samstag ging es ihr so schlecht, dass wir entschieden, sie gehen zu lassen. Es gab keine Hoffnung auf Besserung mehr. Jetzt ist sie Teil des Himmelsschwarms, der immer in unseren Herzen bleiben wird.
Lune lebte ziemlich genau drei Jahre in der Pflegestelle.
Sie kam noch als recht junge Henne mit ihrer Schwester nach Hannover, weil die Halter aufgrund eines Umzuges die Wellensittichhaltung aufgeben mussten.
Lune präsentierte sich schon damals als sehr agile und vorwitzige Henne.
Sie brach nicht nur einmal aus dem Quarantänekäfig aus, nutze jede Gelegenheit, um im Wasser zu planschen oder Grünfutter zu inhalieren. Auch die Türen der Fußgängerzone öffnete sie sehr gerne und mit Engelsgeduld. Nur Kabelbinder konnten sie aufhalten.
Gerne saß sie auch mit ihrer Schwester Sol oben auf dem Luftreiniger und kotete in den Luftstrom.
Nichts war vor ihrem Schnabel sicher und auch aufwendige Hormonbehandlung und kurze Auszeiten zum Auskühlen konnten sie nicht davon abhalten, regelmäßig Eier zu legen.
Anfang letzten Jahres konnte sie dem Tod nochmal von der Schippe springen, indem ihr der Legedarm samt verklebten Eies und mehreren Schichteiern entfernt wurde. In diesem Zuge wurde auch der Bauchdeckenbruch durch das viele Legen gestrafft.
Sie erholte sich gut, fing aber trotz der Hormongaben schnell wieder an, brutig zu werden. Eier legen ging zwar nicht, aber durch die hohen Östrogenspiegel lagerte sich viel Wasser ein und darunter litten die Gelenke.
Es begann ein langer Weg aus Salben, Schmerzmitteln, Verbänden etc.
Erst ein Hormonchip brauchte dauerhafte Verbesserung.
Leide war Lunes kleiner Körper durch das viele Eierlegen ziemlich verbraucht.
Trotz ihres zarten Alters wirkte sie oft wie ein alter Wellensittich.
Ihre Lebensfreude und die Liebe zu ihrem gelben Freund Kuckuck ließen sie aber immer weiter kämpfen.
Sie wollte leben. Also gingen wir den Weg mit ihr.
Eines Tages war „der Funke“ in ihren Augen plötzlich erloschen. Auch wenn die Entscheidung sehr schwer fiel, war es Zeit, sie auf ihrer letzten Reise zu begleiten.
Nicht nur ihrem Kuckuck fehlt die witzige und lebenslustige kleine Persönlichkeit sehr.
… zog dieser kleine Mann. Sein Name ist Moritz und er ist zwischen 3 und 4 Jahre alt.
Leider ist bei ihm die Diagnose PBFD bestätigt, was man ihm ja auch ansieht.
Er hatte ein gutes Leben bei einer kompetenten Halterin. Leider war er aber dort der einzige Fußgänger.
Richtig glücklich wirkte er schon einige Zeit nicht mehr und war aus Sicherheitsgründen vom Schwarm separiert.
Damit er unter Seinesgleichen leben kann, nahm die Halterin schweren Herzens Abschied und er zog in die geschützte Fußgängerzone der Hannoveraner Pflegestelle ein.
Moritz ist ein Menschen gegenüber schüchterner Hahn, weswegen schöne Bilder eher schwierig sind. Meistens setzt er sein Grumpy-Face auf oder man sieht einen blauen Schatten von hinten.
Inzwischen wird er aber schon mutiger und lässt sich auch nicht mehr von menschlicher Anweseheit beim Zwitschern stören.
Herzlich Willkommen im Kreis der Hürdenwellies, lieber Moritz.
Paulchen zog bereits als uralter Wellensittich in die Pflegestelle Hannover ein. Er brachte ein entzündetes Füßchen mit und musste erstmal medizinisch versorgt werden.
Bald waren die Schmerzen im Fuß jedoch vergessen und er saß am Liebsten im großen Vogelbaum vor dem Fenster und blickte ins Grüne.
Immer öfter ließ er seine Stimme hören und wirkte schnell so, als wäre er hier schon immer zuhause.
Umso tiefer sitzt der Schock bei der Pflegestellenbetreuerin als sie bei einem nachmittäglichen Kontrollgang Paulchen tot auffand. Er war gut genährt, äußerlich völlig unversehrt, hatte sogar noch Futter im Kropf. Das Gefieder glänzte und er war in den Tagen davor nicht auffällig geworden. Wie es zu diesem plötzlichen Tod kam, können wir uns nur schwer erklären.
Tröstlich ist, dass er nach dem Verlust seines Partnertieres seine letzten Wochen noch im Schwarm verbringen konnte.
Vor einigen Wochen ist Goldi in die Gelsenkirchener Fußgängergruppe gezogen.Er lebte zuvor eine unbekannte Zeit lang als namenloser Einzelvogel in einem kleinen Käfig, bis eine Dame, die ihn durch die Fenster in der Nachbarschaft sah, sich ein Herz fasste und die Besitzer des Vogels besuchte und nach einigen Gesprächen überzeugte, den Vogel abzugeben.
Die Dame hatte kurz vorher selbst erst ihre größere Welligruppe aufgeben müssen, weil sie gesundheitlich sehr mitgenommen war und nicht sicherstellen konnte, dass es ihren Vögeln weiter gut gehen würde.
Umso bemerkenswerter, dass sie noch den Mut und die Energie fand, sich für den kleinen unbekannten Wellimann einzusetzen.
Vor seinem Umzug musste der Hahn, den sie Goldi nannte, zur Eingangsuntersuchung, wo neben seiner Gefiederstörung Megas festgestellt wurden. Anfangs war er handzahm, nach den Wochen der Medigabe kommt er nun nicht mehr ganz so bereitwillig auf den Finger. Das kann man ihm auch nicht verdenken.
Goldis Alter ist unbekannt. Sein bester Freund war über lange Zeit ein Gitterbällchensatz mit Glocke, die schon angerostet war. Das Spielzeug konnte aber nicht ersetzt werden, weil Goldi nur diese eine Farbkombination annahm.
Das sollte sich in der Folge aber nicht als Problem herausstellen, denn es dauerte keine zwei Tage, bis ein weiterer Zugang, Sam, sich seiner annahm und dafür seine langjährige Partnerin sitzen ließ.
Goldi lernte wieder die Vorzüge echter Wellifreunde kennen und braucht seine Gitterbällchen nun nicht mehr.
Dies ist eine von vielen schönen Geschichten, die wir am kommenden Dienstag im Sat1-Frühstücksfernesehen zeigen und erzählen dürfen.
Also: Einschalten! Dienstag, 1.März ab 05.30 Uhr bei Sat1!
Der Beitrag wird im Laufe des Morgens vermutlich mehrmals ausgestrahlt, je nach tagesaktueller Nachrichtenlage, die ja sehr schlimm zurzeit ist. Genauere Uhrzeiten können wir so deshalb leider nicht nennen. Dass es an diesem Morgen bei allen Sorgen und Ängsten einige bunte, fröhliche Momente geben wird, das können wir aber versprechen!
Ach ja – herzlich Willkommen in Gelsenkirchen, kleiner Goldi!
Vor Kurzem mussten wir Federbonnie, die blinde, 11jährige Dame, gehen lassen. Das ist in dem Alter nicht ungewöhnlich, aber die Begleitumstände haben uns in Gelsenkirchen unsere Grenzen aufgezeigt. Schmerzhaft für uns, aber noch viel schmerzhafter für Bonnie.
Aber von Anfang an: Als Bonnie vor einem Jahr einzog, bekam sie den Zusatz Feder-Bonnie, weil es schon eine schlecht befiederte Bonnie unter den Fußgängern gab, während Federbonnie gut ausgestattet war. Sie konnte etwas fliegen, aber sie war blind.
In der Folgezeit erkletterte sie stundenlang die Fußgängervoliere, immer hin und her, auch kopfüber am Dach, als wolle sie jeden einzelnen Quadratzentimeter einscannen.
Als sie damit durch war, entdeckte sie den Futternapf auf dem Spieltisch für sich, der fortan ihre Basis für kürzere Ausflüge, ihr Bett und ihr Thron sein sollte. Gelegentlich kam ein Hahn zu Besuch und fütterte sie, ansonsten ließ sie keinen anderen Vogel an sich und ihr begrenztes Revier.
Viele Wochen lang nutzte sie ihr Körnerbett, um den ganzen Tag lang passiv drin zu liegen und zu schlafen. Wir machten uns Sorgen, aber eine tierärztliche Untersuchung brachte keine auffälligen Ergebnisse.
Erst als viele andere Hennen um sie herum zum Jahreswechsel immer brutiger wurden, und dadurch animiert auch die Hähne immer lebhafter und aufgeregter, begann auch Bonnie immer aktiver zu werden. Sie war sehr fleißig, und es war schön anzusehen nach der langen Zeit ihres Ruhens zuvor.
Allerdings bewegte sich Bonnie so sicher und selbstverständlich, dass es schien, als hätte sie ihre Blindheit vergessen. So ließ sie sich sich Anfang Januar auf einen Kampf unter Hennen ein, den sie mit schlimm aussehenden Verletzungen im Gesicht bezahlte. Der Tierarzt konnte Entwarnung geben, Bonnie kam erst mal in einen kleinen Käfig auf dem Spieltisch, um sich auszukurieren, doch das war auf Dauer kein Zustand, denn für die Jungs war sie nun uninteressant, während die Hennen ihr beim Klettern an die Füße wollten.
Also alles raus, was zum Brüten und Drumkämpfen anregen könnte, und dann klappte es auch wieder mit Bonnie in „Freiheit“.
Zwei Wochen später, alles schien gut. Doch irgendwoher tauchte ein kleines Korkstück auf, nicht mal handtellergroß, und vermutlich über lange Zeit einfach so unbeachtet, dass es beim Ausräumen durchrutschte. Eines Nachmittags hat sich Bonnie mit einer Henne, diesmal einer anderen als zwei Wochen zuvor, so heftig darum geprügelt und war dabei so dermaßen unterlegen, dass man vor lauter Blut, getränkten Federn und den Verletzungen erst gar nicht sehen konnte, wie stark es sie erwischt hatte.
Die Tierarztprxis hatte schon zu, also wieder Krankenkäfig und Schmerzmittel.
Bonnie hatte sich über Nacht etwas im Trinknapf gewaschen und geputzt, am nächsten Morgen noch vor dem Besuch der Tierklinik wurde so das ganze Ausmaß ihrer Verletzungen deutlich – ein blindes Auge, die halbe Wachshaut und ein Bereich am Unterschnabel waren schlimm zerbissen, ebenso fehlte ein halber Fuß.
Die Tierärzte hätten sie wohl wieder zusammenflicken können. Aber wie wäre es danach weitergegangen?
-Bonnie für den Rest ihres Lebens konsequent separat setzen war keine Option.
-Ihr einen Hahn dazusetzen ebenso nicht, diese dauerhafte Einschränkung wäre für keinen Vogel hier artgerecht.
-Einen langfristigen Wüstenmodus bei den Fußgängern einführen, auch das hätte schlechte Folgen für alle Individuen in der Gruppe.
-Aus dem gleichen Grund sollten Bonnie und alle Hennen nicht künstlich hormonell behandelt, „runterreguliert“ werden.
-Bonnie in eine andere, ruhigere Gruppe oder Pflegestelle zu geben war nicht möglich, weil sie die komplette Keimkultur der Gelsenkirchener mitgenommen hätte; und so auch Erkrankungen, die längst nicht so stark verbreitet sind wie etwa Polyoma oder PBFD.
So blieb uns ohne tragfähige Perspektive für Bonnie nur, sie nicht mehr durch die lange und anstrengende Heilung zu bringen, sondern sie an diesem Morgen schon gehen zu lassen.
Es war nicht klar, wie es mit Bonnie hätte weitergehen können. Uns ist sehr schmerzlich bewusst geworden, dass wir sie nicht ausreichend schützen konnten, zumal ein Teil der Aggressionen ja von ihr selbst ausging.
Wir hatten schon mehrere blinde Vögel bei uns, sie kamen alle gut zurecht. In irgendeiner Form hatten sie realisiert, dass sie eingeschränkt sind, nichts sehen können und bestimmte konflikthafte Aktivitäten, Orte, Situationen meiden sollten
Bonnie hat das ja auch weitestgehend so gemacht, indem sie nicht mehr flog und sich ihren Weg erst mit dem Schnabel ertastete.
Aber bei den Prügeleien fehlte ihr dieser Selbstschutz, sie fühlte sich den sehenden Hennen ebenbürtig. Und so konnten wir sie nicht vor sich selbst schützen.
Liebe kleine Bonnie, es tut mir so leid, wie es gekommen ist. Du hattest immer meine ganz besondere Aufmerksamkeit, hast Dich durchgekämpft und wolltest auch weiter kämpfen. Dieses Mal bist Du auf Stärkere getroffen. Vielleicht war es charakteristisch für Dich, dass Du nicht in Stille und Frieden einfach eingeschlafen bist, sondern im Kampf unterlegen. Und dabei warst Du auch vorher schon meine tapfere Heldin!
Mach es gut da oben, wo Du nun bist, sieh Dir mit gesunden Augen alles an. Vielleicht würdest Du unsere Entscheidung nie verstehen, selbst wenn Du könntest. Aber vielleicht kannst Du sie verzeihen. Denn sie geschah aus Liebe und Sorge.